Allgemeine Informationen über Bangladesch
Bangladesch (bengalisch: বাংলাদেশ) in Südasien grenzt an die indischen Bundesstaaten Westbengalen, Assam, Meghalaya, Tripura und Mizoram sowie an Myanmar und den Golf von Bengalen. Die Gesamtlänge der Grenze beträgt 4.246 km, davon 193 km mit Myanmar und 4.053 km mit Indien. Die Küstenlänge beträgt 580 km. Dhaka Lokalzeit entspricht GMT plus vier Stunden, während der europäischen Winterzeit plus fünf Stunden.
Geographie, Umwelt und Klima
Dhaka ist die Hauptstadt des Landes. Mit geschätzten siebzehn Millionen Einwohnern auch die größte Stadt des Landes gefolgt von Chittagong. Der größte Teil des Landes besteht aus dem Deltabereich verschiedener Ströme wie Ganges, Jamuna, Brahmaputra, Padma, Meghna und unzähliger Nebenflüsse. Legt man die transportierten Wassermengen zugrunde, wird das hiesige Delta (Sundarbans) nur vom Amazonasdelta übertroffen. Überschwemmungen sind keine Seltenheit, da die Ströme immer öfter immer größere Wassermengen führen müssen, hinzukommen gewaltigen Monsunregenfälle. Der ansteigende Meeresspiegel tut sein Übriges. Bezogen auf die Zahl der betroffenen Menschen (ca. fünfzehn Millionen) ist die Küstenregion Bangladeschs die weltweit am stärksten von der globalen Erwärmung betroffene Region.
Physiographisch unterteilt sich Bangladesch in drei Hauptgruppen: Tertiäre Hügel reichen über die Chittagong Hill Tracts im Südosten bis nach Sylhet im Nordosten. Diese Hügel bestehen hauptsächlich aus Sandstein, Schiefer und Ton. Die durchschnittliche Höhe beträgt 450 Meter. Der mit 967 Meter höchste Gipfel des Landes „Keokradong“ (Marma für „felsiger Hügel“) befindet sich in der Provinz Bandarban im Südosten. Terrassen aus dem Pleistozän finden sich in verschiedenen Gebieten des Landes, vor allem in den zentralen und nordwestlichen Regionen. Die durchschnittliche Höhe dieser Terrassen beträgt ca. 25 Meter. Das neuere Flachland umfasst mit ungefähr 85 Prozent den größten Teil des Landes und könnte weiter klassifiziert werden (Piedmont, Flut-, Delta-, Gezeitengebiet, Küstenebenen). Die durchschnittliche Höhe dieser Ebenen beträgt nur wenige Meter, so liegt Dhaka gerade mal sechs Meter über dem Meeresspiegel.
Aufgrund der geographischen Lage verfügt Bangladesch über einen entsprechend hohen Artenreichtum, so ist die Menge der hier vorhandenen Vogelarten beispielsweise fast die gleiche wie in ganz Europa. Insgesamt gibt es in Bangladesch 121 Arten von Säugetieren, 690 Vogelarten, 158 Reptilienarten und 53 Arten von Amphibien. Bangladesch hat nie die Anbindung zum Festland verloren, daher gibt es auch keine Arten, die ausschließlich hier auftreten. Bangladesch war ursprünglich ein Land reich an Feuchtgebieten und tropischen Wäldern, jedoch wurden große Teile kultiviert. Es herrschen drei Arten von Wald vor, die größte Fläche wird von Mangrovenwald, immergrünen Mischwald und ein kleiner Teil von Laubwald bedeckt. Ungefähr sieben Prozent des Landes steht dauerhaft unter Wasser, 21 Prozent zeitweise. 35 Prozent sind von Überschwemmungen betroffen. Die hügeligen Gebiete im Süd- und Nordosten, sind größtenteils von Strauch- und Zwergvegetation bedeckt (ca. fünf Prozent des Landes).
Das tropische Klima, mit zunehmenden Niederschlägen von West nach Ost, liegt im Einflussbereich des Südwest-Monsuns. Die jährlichen Niederschlagsmengen liegen zwischen 1.500 und 2.250 mm, im östlichen Landesteil zwischen 3.000 bis 4.000 mm. Mehr als die Hälfte der Jahresniederschläge entfällt auf die Monate Juni bis August. Es gibt drei wesentliche Jahreszeiten: Die Regenzeit, von Juni bis Oktober, wird bis Februar von der kalten Jahreszeit abgelöst, welcher sich ein heißer und trockener Sommer bis zum Mai anschließt. Bangladeschier erkennen sechs Jahreszeiten: Basanto (Frühjahr), Grishma (Sommer), Barsha (Regenzeit), Sharat (Herbst), Hemanto (Nebel) und Sheet (Winter).
Jan. | Feb. | Mär. | Apr. | Mai | Jun. | Jul. | Aug. | Sep. | Okt. | Nov. | Dez. | |
Tagestemperatur | 25.8 | 28.3 | 32.7 | 34.5 | 33.4 | 31.8 | 31.0 | 31.6 | 31.4 | 31.2 | 29.2 | 26.6 |
Nachttemperatur | 12.2 | 14.4 | 18.3 | 23.3 | 25.1 | 26.0 | 26.0 | 26.2 | 25.8 | 23.5 | 18.2 | 13.5 |
Sonnenstunden/Tag | 7.1 | 8.0 | 8.3 | 7.9 | 7.1 | 4.7 | 4.2 | 4.5 | 5.1 | 7.4 | 7.9 | 7.8 |
Niederschlagstage/Monat | 2 | 3 | 6 | 10 | 18 | 21 | 24 | 22 | 18 | 10 | 3 | 2 |
September bis März sind sicher gute Monate für eine Tour. Wer mit Wärme ein Problem hat sollte Oktober bis Februar in Betracht ziehen. Es ist trocken, tagsüber moderat warm, des Nachts kühl, bisweilen – je nach Aufenthaltsort – kalt. In den Monaten März, April und Oktober kann es zu Zyklonen kommen.
Geschichte, Menschen und Religion
Bangladesch war bis 1947 ein Teil Britisch-Indiens. Das Land nimmt den östlichen Teil der historischen Region Bengalen ein, der 1947 aufgrund der muslimischen Bevölkerungsmehrheit von Indien abgespalten und unter der Bezeichnung „Ostpakistan“ zum Bestandteil Pakistans wurde. Trotz der gemeinsamen islamischen Religion trennten Westpakistan und Ostpakistan nicht nur sprachliche und kulturelle Verschiedenheiten. Der fruchtbare Osten, also das heutige Bangladesch, erzielte mit seinen Jute- und Reis Exporten Überschüsse, die fast ausschließlich dem Westteil zugutekamen, wo sie wiederum vorrangig für das Militär ausgegeben wurden. Insbesondere im pakistanisch-indischen Kaschmir Krieg 1965 wurde deutlich, dass einerseits Westpakistan keinerlei Anstrengungen zur militärischen Sicherung Ostpakistans unternahm, andererseits die Kaschmir Frage in Ostpakistan kaum auf Interesse stieß. Zudem waren Bengalen sowohl im Militär als auch in der Staatsverwaltung stark unterrepräsentiert.
Aus den Nationalwahlen 1970/71 ging die ostpakistanische Awami Liga unter Mujibur Rahman als Sieger hervor. Die Einheit Pakistans und die Vormachtstellung der Militärregierung Westpakistans waren somit unmittelbar gefährdet, also weigerte sich diese den Sieg der Awami Liga anzuerkennen und die Regierungsgeschäfte zu übergeben. Stattdessen wurde die verfassunggebende Versammlung ausgesetzt. In Folge rief die Awami Liga zum zivilen Ungehorsam und Generalstreik auf, was den Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung in ganz Ostpakistan zur Folge hatte. Am 25. März 1971 erfolgte die Mobilmachung in Ostpakistan. Die Führung der Awami-Liga rief, aus dem indischen Exil, noch am selben Tag den unabhängigen Staat Bangladesch aus. Der nun ausbrechende Bangladesch-Krieg wurde auf einer Seite durch die westpakistanische Armee, auf der anderen durch Guerilla-Einheiten, den „Freedom Fighters“ (Mukti Bahini), unter Unterstützung Indiens geführt. Am 16. Dezember 1971 kapitulierten die westpakistanischen Einheiten und Ostpakistan erlangte unter dem Namen „Volksrepublik Bangladesch“ seine Unabhängigkeit.
Die Zahl der Todesopfer wird auf bis zu drei Millionen, die der vergewaltigten bengalischen Frauen auf 200.000 geschätzt. Es gab Massaker an Teilen der Zivilbevölkerung (vornehmlich an Hindus und der Intelligenz) durch die pakistanische Armee und ihren bengalischen Verbündeten. Noch Jahrzehnte später wurden immer wieder Massengräber entdeckt. Historiker reden in diesem Zusammenhang von einem Genozid. Nationalfeiertag ist der 26. März.
Mit knapp 172 Millionen Einwohnern (Stand: 2016) steht Bangladesch in der Liste der Landesbevölkerungen an achter Stelle und ist mit einer Bevölkerungsdichte von mehr als eintausend Menschen pro Quadratkilometer einer der am dichtesten besiedelten Flächenstaaten der Welt. Lediglich 26 Prozent der Einwohner leben in Städten. Der Großteil der Bevölkerung (ca. 87 Prozent) bekennt sich zum Islam (Sunniten), gefolgt vom Hinduismus mit etwa zwölf Prozent und dem Buddhismus mit weniger als einem Prozent. Etwa 0,3 Prozent der Bevölkerung sind Christen. Der Islam ist Staatsreligion. Es wird eine äußerst moderne und tolerante islamische Tradition gelebt. Jeglicher Extremismus ist den Bangladeschiern fremd.
Politik
Nach der Verfassung ist der Islam Grundlage und Richtschnur allen Handelns. Parlamentswahlen finden alle fünf Jahre statt, das allgemeine Wahlrecht gilt ab achtzehn Jahren. Es handelt sich um ein dynastisch geprägtes parlamentarisches System mit reinem Mehrheitswahlrecht.
Die letzte Wahl (zum zehnten Nationalparlament) fand am 05.01.2014 statt (300 Direktmandate und 50 für Frauen reservierte Sitze). Präsident und Staatsoberhaupt für zeremonielle Aufgaben ist Abdul Hamid (Awami League, Amtsantritt: 14.03.2013). Regierungschefin des Landes ist Premierministerin Sheikh Hasina Wajed (Awami League). Beide wurden vom Parlament gewählt. Außenminister ist Abul Hassan Mahmood Ali (Awami League). Regierungspartei ist die Awami League (Partei des ermordeten Staatsgründers Sheikh Mujibur Rahman und seiner Tochter Sheikh Hasina) mit 234 Sitzen. Die Opposition bilden: Jatiya Party: 34 Sitze, Workers Party (WP): 6 Sitze, Jatiyo Samajtantrik Dal: 5 Sitze, Jatiya Party (Manju): 2 Sitze, Bangladesh Tarikat Federation: 2 Sitze, Bangladesh Nationalist Front: 1 Sitz, Unabhängige: 16 Sitze.
Bangladesch ist Gründungsmitglied der Südasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation und folgender Organisationen: Vereinten Nationen, Weltbank, Internationale Entwicklungsorganisation, Asiatische Entwicklungsbank, Internationaler Währungsfonds, Commonwealth, Blockfreien Bewegung, Organisation für Islamische Zusammenarbeit, ACMECS (wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bangladesch, Indien, Myanmar, Sri Lanka und Thailand).