Einer macht keinen Unterschied. Der Christen-Friedhof zu Dhaka.
Erstmalig taucht der Christen-Friedhof zu Dhaka in Dokumenten aus dem 16. Jh. auf und wird heute von St. Mary‘s Cathedral (Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Dhaka/Kakrail) verwaltet. Zurückführen lässt sich der Friedhof auf frühe europ. Händler und deren Angehörige und war zunächst klein, wie man gut an dem im maurischen Stil erbauten ehemaligen Haupttor erkennt, welches nun tief im Inneren des Friedhofs steht. Später fanden hier meist Mitglieder der East India Company (EIC), Indigo-Plantagenbesitzer und Soldaten und Mitarbeiter der britischen Verwaltungsbehörden ihrer letzte Ruhe. Ab spätestens der Mitte des 19. Jh. verfiel der Friedhof zusehends und fing an, mangels Pflege, zu verwildern. Doch das störte zunächst niemanden wirkte er doch, in diesem frühen Zustands des Verfalls, eher romantisch. Heute bieten die einst imposante Grabmäler, Obelisken, und Schreine einen eher bedauernswerten Anblick und sind dem Verfall preisgegeben. Natürlich haben alle Ruhestätten Aufmerksamkeit verdient, dennoch möchten wir auf einige besondere Grabstätten hinweisen:
- Das älteste erhaltene Grab gehört Reverend Joseph Paget, Minister of Calcutta, der dort 1724 begraben wurde,
- das Grab von Generalmajor Hamilton Vetch (Bengalische Armee der EIC), Teilnehmer am Dschungelkrieg in Assam, Deputy Commissioner of Assam, von 1856,
- die Ruhestätte von Jane aus dem Jahr 1774. Sie war die Tochter von Jane und James Rennell (1742-1830). Letzterer war Geograph, Historiker und Pionier der Ozeanographie. Er erstellte einige der ersten genauen Karten von Bengalen sowie von Indien und diente als Generalvermesser von Bengalen. Rennell wurde auch Vater der Ozeanographie genannt. Er war einer der Gründer der Royal Geographical Society in London.
- Das Grab von Wonsi Quan von 1796, einem zum Christentum konvertierten Chinesen, die Tafel ist mit chinesischen und lateinischen Schriftzeichen beschrieben.
- Das Doppelgrab von Robert Crawford, dem Geschäftsführer der EIC und seiner Frau aus dem Jahr 1776 und einige Gräber von Soldaten der EIC die bei einer Meuterei im Lalbagh Fort, während dem Sepoyaufstand (indischer Aufstand gegen die Vorherrschaft der EIC, 1857/58) starben. Aber das unbestrittene Highlight ist natürlich das
- Mausoleum von Columbo Sahib:
Das Mausoleum ist eigentlich ein dreistöckiges Gebäude. Die Grundstruktur ähnelt einer Moschee aus der Mogulzeit mit vier gleichmäßig verteilten gewölbten Türen. Die Etage darüber weist gotische Merkmale auf, die Kuppel wiederum hat einen barocken Einschlag. Die verschiedenen Stile fügen sich nahtlos ineinander was die überwuchernde Vegetation noch zu verstärken scheint, ja sie schein sogar integraler Bestandteil der Struktur zu sein. Aber aller Romantik zu Trotz, ist das Mausoleum dadurch strukturell instabil geworden.
Das Grabmal enthält drei Gräber, ohne Inschrift. Die Tafeln oder Inschriften an den Wänden wurden später hinzugefügt, sie stammen von anderen Grabstätten, welche es z.T. gar nicht mehr gibt und wurden eher zum Erhalt hier platziert. Von innen bietet die Decke mit den acht offenen Bogenfenstern einen spektakulären Anblick. Die Schönheit dieses Grabes entzückte auch Johann Zoffany (1733-1810) einen britischen Maler deutscher Herkunft (Frankfurt am Main) der mit dem Gemälde Nagaphon Ghat quasi eine Momentaufnahme des Dhaka des 18. Jh. erschaffen hat und auf dem das Grabmal am Ufer eines Flusses gut zu erkennen ist. Dessen ungeachtet bleibt sowohl der Hintergrund des Mausoleums, wie auch die der drei Gräber nebulös. Als im Jahr 1824 Reginald Heber (1783-1826, anglikanischer Geistlicher, Bischof der Church of England, Missionar und Literat) den Friedhof besuchte erzählte ihm ein Wachmann das es sich bei dem pittoresken Bau um das Grabmal von Columbo Sahib, einem Angestellten der EIC handelte. Doch das darf eher angezweifelt werden denn merkwürdigerweise taucht diese Person in keinen Chroniken jemals auf. Dennoch machte der Name die Runde, Dank Bischof Reginald Heber.