Eine Imambara aus der zweiten Hälfte der Mogulherrschaft: Hussaini Dalan.
Eine Imambara ist ein Sakralbau der Schiiten, speziell zur Feier des Muharram. Das wirft für den Nichtmoslem die erste Frage auf: Sunniten, Schiiten, Unterschied? Da wir kein Forum für Religionsfragen sind, die Antwort in Kurzform: Das Drama begann mit dem Tod Mohammeds (8. Juni 632) und der Frage des Nachfolgers bzw. des neuen geistigen Führers. Da waren einerseits jene mit der Ansicht, der religiöse Führer könne quasi frei gewählt werden. Andererseits war man der Ansicht, der neue geistige Führer müsse ein Nachkomme von Prophet Mohammed sein. Es bildeten sich zwei verschiedene Lager: Die einen ernannten den Schwiegervater und auch väterlichen Freund Mohammeds zum neuen geistigen Oberhaupt (Abu Bakr). Die anderen beriefen sich darauf, der Prophet hätte seinen Schwiegersohn (Ali) zu seinem Nachfolger bestimmt. Damit begannen die Glaubensrichtungen auseinander zu driften. Die Anhänger von Ali wurden zu Schiiten was sich vom arabischen Wort sía (Nachfolger) ableiten lässt und sich auf die ersten Nachfolger von Ali bezieht. Die von Abu Bakr wurden zu Sunniten was sich vom arabischen sunna (Brauch, überlieferte Norm) ableitet. Dabei wollen wir es belassen. Schiitische Muslime beten drei Mal pro Tag, Sunniten hingegen fünf Mal. Zudem hat jede Glaubensrichtung eine andere Auffassung des Islams. Die meisten der schiitischen Gemeinschaften gibt es im Iran, Irak, Syrien, Libanon, Bahrain und Aserbaidschan. Schiitische Muslime sind in Dhaka wie im gesamten Land eine Minderheit.
Muharram ist der erste Monat des islam. Kalenders. Der zehnte Tag von Muharram ist bekannt als der Tag von Aschura. Sunniten feiern diesen Tag anlässlich verschiedener Ereignisse (unter anderem die Strandung des Propheten Noah nach der Sintflut) indem sie fasten. Schiiten beginnen mit der Trauer in der ersten Nacht von Muharram, setzen es für die nächsten zehn Nächte fort bis zu Höhepunkt, den Tag von Aschura. Sie betrauern die Tragödie von Husain ibn Ali (dem Enkel des Propheten) und seiner Familie. Husain ibn Ali, seine Familie und 72 seiner Anhänger wurden 680 von der Armee Yazids I. in der Schlacht von Karbala (heutiges Irak) getötet. Die Überlebenden wurden gefangen genommen, mussten durch die Wüste nach Damaskus marschieren und wurden dort eingesperrt. Zurück zur Imambara:
Hussaini Dalan, wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jh. für die schiitischen Gemeinde erbaut und nach Husain ibn Ali benannt. Das Gebäude wurde durch Mir Murad unter Prinz Shah Shuja, dem Sohn des Mogulkaisers Shah Jahan, erbaut. Obwohl Shuja ein sunnitischer Muslim war, unterstützte er auch schiitische Institutionen. Der Überlieferung nach hatte Mir Murad eine Vision von Husain ibn Ali, was zum Bau von Hussaini Dalan führte. Das Baudatum (zweite Hälfte 17. Jh.) ist durchaus umstritten, aber Hussaini Dalan in seiner jetzigen Form wird Naib Nazim Nusrat Jung zugeschrieben, der 1823 die Imambara wiederaufbaute. Der Komplex wurde nach dem Erdbeben von 1897 durch den Nawab von Dhaka Sir Khwaja Ahsanuallah Bahadur wiederaufgebaut und erweitert, an der Südseite wurde eine Veranda hinzugefügt.
Das Hauptgebäude befindet sich in der Mitte des Komplexes auf einer Fläche von ca. 88 m². Ein attraktiv gebautes gewölbtes Tor im Norden bietet Zugang zum Gebäude, während sich direkt im Süden des Gebäudes ein künstlicher Teich befindet. Das Äußere beinhaltet sowohl Mogul- als auch europ. Architekturtraditionen. Die Südveranda mit Blick auf den Teich zeigt am besten den europäischen Hintergrund. Säulen dorischer Ordnung stützen die Veranda. Mogulmerkmale sind im angeschlossenen dreistöckigen Pavillon in Form von Bogenfenstern und einer Reihe dekorativer Zinnen auf dem Dach zu sehen. Das Erdgeschoss mit der großen Shirni- und Khutba-Halle auf einer Plattform über Grabräumen, bildet den Kern des Gebäudekomplexes, welcher opulent mit Kalligrafien, orientalischen Architekturelementen und Bildern zur Schlacht von Karbala ausgeschmückt ist. Für Frauen sind pittoreske zweistöckige Nebenräume zu beiden Seiten der Hallen angelegt worden und es existiert eine Reihe von Räumen im Osten und Westen sowie Galerien im zweiten Stock.