Auf Platz hundertneununddreißig – von hundertvierzig!?
In einer sommerlichen Ausgabe der englischsprachigen Times wurde Dhaka weltweit als die 139-st lebenswerteste Stadt der Erde (von 140) gewählt. Anders als in Wien, Melbourne, Sydney oder Perth (Platz 1-4) scheinen hier die Kriterien: Luftqualität, Infrastruktur, Ausgehmöglichkeiten, Grünflächen oder Ruhe nicht sonderlich positiv bewertet worden zu sein. Da es Sehenswürdigkeiten anderswo auf der Erde wie Sand am Meer gibt, sollte also Dhaka zumindest für sechs Tage unser Ziel sein. Dieses negative Image schien uns magisch anzuziehen...
Die sechs Tage reichten zwar nur um einen ersten kleinen Einblick in diese völlig abgefahrene Welt zu bekommen, jedoch stellten wir bereits nach wenigen Stunden fest, dass die internationale Berichterstattung über Bangladesch mehr als nur einseitig und in unseren Augen vollkommen unfair ist. Die außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten sind in der Tat schnell abgehakt, es sind die lokalen Einwohner, die diese Stadt außergewöhnlich machen. Bereits am Flughafen bemerkten wir bei unserer Ankunft, dass sich stets Menschentrauben um uns bilden. Niemals bettelnd, niemals unangenehm, niemals musternd. Stets interessiert und neugierig.
Während des ersten Tages bestätigte sich der erste Eindruck: Überall wird man freundlich empfangen, begrüßt, bejubelt, befragt, fotografiert oder interviewt! Ab und an fassen einen kleine Kinder an, fasziniert durch die helle Hautfarbe. Unser sehr sympathischer Führer Pawrosh zeigte uns in den ersten beiden Tagen die Altstadt, die Schiffswerft, machte mit uns eine Flussrundfahrt, präsentierte uns die nationalen Denkmäler und Museen, führte uns mit einem staatlichen angestellten Führer durch das Parlament, über Märkte, Einkaufsstraßen, Universitätsgebäude und durch eine Textilfabrik. Immer um unser Wohl bemüht! Wir konnten das Programm variieren und mussten uns nicht nach Schema f richten. Ein sehr korrekter und amüsanter Zeitgenosse, mit dem wir sehr gerne unsere Zeit teilten.
Ein Student formulierte den Zustand dieser Megastadt für uns völlig richtig: „In Australien fährt man morgens von A nach B und kommt abends bei A wieder an. In Bangladesch begibt man sich bereits in ein Abenteuer bevor man A verlassen hat“. Man kann diese Erlebnisse auf der Straße und auf den Märkten sehr schlecht in Worte fassen, Dhaka ist mehr als ein Schmelztiegel und ein quirliges Moloch. Es ist ein System, welches unter westlichen Maßstäben überhaupt nicht funktionieren kann, aber dennoch scheint in diesem unfassbaren Chaos alles seine Ordnung zu haben und jeder hat seine Aufgabe. Wir können an dieser Stelle eindringlich nur jedem raten sich von dieser Superlative selbst zu überzeugen und den am dichtest besiedelten Flächenstaat der Erde auf sich wirken zu lassen. Es lohnt sich!
Das Team von The Lonesome Traveler hat sich dabei äußerst fürsorglich um uns gekümmert: Pawrosh mit seinen vielen guten Insidertipps, lokalen Essensmöglichkeiten und Stadtführungen. Manzur durch seine täglichen Besuche, interessanten Fachinformationen und mütterlichen Anrufen jeden Tag. Holger durch die tolle Organisation im Vorfeld und den schönen Abend auf seiner Terrasse unterhalb der Einflugschneise. Und unser Fahrer, der es in diesem Labyrinth schaffte uns jederzeit gut und sicher ans Ziel zu bringen. Es dauerte in Köln viele Tage diese vielen Eindrücke zu verarbeiten. Wir sind sehr glücklich von Dhaka einen ersten Eindruck bekommen zu haben und würden jederzeit wiederkommen!
Benjamin, Martin, Sebastian & Sebastian (im Oktober 2014)