Die kleinen, wertvollen Dinge.
„Was wollt ihr?“ „Nach Bangladesch?“ – das war wohl die Reaktion aller, als wir von unserem Plan durch Bangladesch zu reisen erzählten. Aber was wir dann erlebt haben, hat nicht nur uns selbst umgehauen sondern auch unsere Familie und Freunde begeistert. Informiert man sich über Bangladesch im Internet – und das haben wir lange genug getan – liest man von Naturkatastrophen, gewaltsamen Protesten, Armut usw. Doch was eigentlich in dem Land steckt, das durften wir im Rahmen einer zweiwöchigen, extra auf uns angepassten Tour, erleben… Unsere absoluten Highlights dabei: die Gegend um Srimangal und der Sundarbans.
Die Weite der Teeplantagen in Srimangal, das saftige Grün der hügeligen Landschaft, die vielen Frauen auf den Feldern mit ihren bunten Kleidern, die den Tee pflücken… es war einfach traumhaft. Vor allem in den Abendstunden beim Sonnenuntergang ein ruhiger und romantischer Ort zum Entspannen. Ein weiterer Höhepunkt in dieser Gegend war die Stadt Sylhet. Nicht nur aufgrund der vielen, farbenprächtigen Märkte entlang der Straßen, dem verrückten Gewusel der Rikschas, sondern vor allem aufgrund der Menschen. Wie soll man sie beschreiben? Noch neugieriger, noch freundlicher und noch interessierter, als die Bangladeschis sowieso schon sind? Wenn man sich einmal wie ein Star fühlen möchte, einmal im Rampenlicht stehen möchte und von allen Seiten fotografiert werden will – dann auf nach Sylhet! Auch die Region um Tamabil und Jaflon an der indischen Grenze ist wunderschön mit seinen Flüssen, Wasserfällen und kleinen Bergen und Tälern. Hier haben wir auch eine kleine Bootstour auf dem Fluss gemacht, aus dem hunderte von Arbeitern Steine geholt haben.
Neben der Teeregion war es dann der Sundarbans den wir noch bereisten. Wenn man sich wie wir fünf Wochen vor Reiseantritt in Dhaka aufgehalten hat, kann man gar nicht begreifen, wie ruhig es zugehen kann in Bangladesch. Nur sieben andere Touris, wir und der schlafende Tiger! Mit unserem super sauberen und schönen Boot sind wir drei Tage lang durch die Sundarbans geschippert, versorgt mit leckerstem Essen (vom Salat sollte man allerdings die Finger lassen - kleiner Tipp von uns). Einige Ausflüge mit Beibooten zu einsamen Stränden und durch schmale Seitenarme haben die Schiffsreise so besonders gemacht. Begeistert hat uns die Natur, die Tierwelt, Ebbe und Flut, die kleinen Fischerboote unterwegs und vor allem: es gab keine Mücken!
Wir könnten ewig weitererzählen, es fällt aber auch schwer unsere Gefühle und Eindrücke in Worte zu fassen. Es waren neben unseren Hauptzielen vor allem die kleinen Dinge, die diese Reise so wertvoll gemacht haben. Das Fischen mit Ottern, die Wanderungen durch den Regenwald (Lawachara National Park), spontane Bootstouren mit Fischern, Besuchen von Dörfern, wo Menschen ohne Strom und fließend Wasser leben und trotzdem so glücklich sind und, und, und…
Es war unsere erste Rucksackreise und unser erster Aufenthalt in einem Entwicklungsland. Man darf natürlich nicht vergessen, dass der Standard nicht vergleichbar ist mit dem europäischer Urlaubsziele; es ist ein sehr armes Land, die Armut bekommt man an allen Ecken zu sehen und vieles begreift und verarbeitet man tatsächlich erst, wenn man wieder zu Hause ist. Aber… unsere Reise liegt nun ca. 2 Monate zurück und fast noch täglich ist Bangladesch ein Thema. Wir erinnern uns wahnsinnig gerne an diese erlebnisreiche Tour und werden sicherlich irgendwann nochmal kommen, um den Rest des Landes zu entdecken.
Last but not least wollen wir uns natürlich bei Holger bedanken für den häufigen (!!) Email-Kontakt, die tolle Beratung und Organisation und seine ehrliche Art. Und dann selbstverständlich bei unserem Guide, der die Reise dann genau so umgesetzt hat, wie von uns gewünscht und ein toller und liebenswürdiger Begleiter war.
Vicky & Alexander (im Dezember 2012)