Hä? Wohin? Nach Bangladesch?
Wir, mein Mann und ich, sind absolute Fans von individuellen Reisen nach SO Asien. Da wir schon etwas „reifer“ sind, die Kinder längst aus dem Haus, konnten wir bereits (fast) alle Länder Südostasiens bereisen. Nun stand letztes Jahr die Planung für 2016 an. Doch wohin? Bangladesch kam für uns nicht infrage und ehrlich gesagt auch gar nicht in den Sinn. Bei meinen Recherchen über neue Reiseziele habe ich dann zufällig einen kleinen Reisebericht über einen Zweitagesaufenthalt in Dhaka gelesen. Das war spannend und hat mich gefesselt. Unser Interesse, Bangladesch zu entdecken, war geweckt. Nun hat mich interessiert, ob es überhaupt einen Reiseanbieter für Bangladesch gibt. Und ich fing an, im Internet zu stöbern. Und fand schließlich Lonesome Traveler, hier in Gestalt von Holger Kauschmann. Der Kontakt war von Anfang an prima. Unkompliziert, kein verkaufen von festen Reisebausteinen. Wir fühlten uns bereits beim gemeinsamen „erarbeiten“ unserer reichlich dreiwöchigen Tour wohl und gut aufgehoben.
Wir waren uns ziemlich sicher, dass uns nichts mehr so schnell umhauen würde, denn wir sind ja erfahren (so dachten wir zumindest). Holger deutete schon vorher an, das wir uns da ein klein wenig täuschen könnten… Und dann kam der Moment, wo wir den Flughafen verließen: Laut, wimmelig, stickig und Menschen, Menschen, Menschen. Wir waren vollkommen geflasht! Doch nachdem wir uns einige Stunden von der Anreise erholt hatten, stürzten wir uns mit Holger ins pralle Leben von Dhaka. Und ab diesem Zeitpunkt hatte uns Bangladesch voll im Griff. Nie werden wir die vielen Momente und Erlebnisse vergessen, die sowohl spannend, laut, bunt, fröhlich, traurig, ergreifend, herzerwärmend, bizarr und auf alle Fälle unvergesslich waren. Hier alles aufzuzählen, würde völlig den Rahmen sprengen. Holger und Lonesome Traveler haben alles möglich gemacht, um uns „ihr“ Bangladesch zu zeigen und näherzubringen. Ohne diese perfekte Begleitung, Vorbereitung, Unterstützung und Organisation, kannst Du es aus meiner Sicht vergessen, Bangladesch wirklich kennenzulernen. Backpacker in Südostasien? Nichts einfacher als das. In Bangladesch sieht das aber schon mal gaaanz anders aus. Wir waren nach sehr (auch emotional) anstrengenden Tagen, die meistens mit viel Schweiß und Staub verbunden waren, froh, in ein Hotel oder Resort zu kommen, das sauber und gepflegt war und das ab und an einen Pool hatte, indem man die Seele baumeln lassen und auch emotional eine kleine Pause einlegen konnte. Aber die muss man eben halt kennen. Eine Sternevergabe sagt da gar nichts. Und in vielen Gegenden muss man Insider sein, denn da gibt es keine Hotels, die man in den Buchungsportalen findet.
Wir hatten aber auch das Vergnügen, mit einem bizarren und vor allem geschichtsträchtigen Schiff – einem s.g. Rocket – namens „P.S. Masud“ eine Nacht und den nächsten halben Tag zu fahren. Schon alleine die Beobachtungen, die wir während der Zwischenstationen machen konnten, ohne Worte… Man kann da nicht ins Bett, obwohl es da bereits nach 0.00 Uhr war. Auch hier wieder: Natürlich wären wir nach dem Dinner (so gegen 22.30 Uhr) in unsere Kabine schlafen gegangen – woher soll man wissen, was man nachts verpasst? Hier (und auch bei gefühlten 1.000.000 anderen Momenten) haben wir durch Holger Erlebnisse gehabt, die wir ohne einen Insider mit Sicherheit verpasst hätten.
Bangladesch ist ein Dritte Welt Land. Unbestritten sieht man das an fast allen Stellen. Und wir wollten einen klitzekleinen Teil der Einwohner (vor allem den Kindern) ein bisschen Freude schenken. Das kann man sehr gut. Spontan, einfach und schnell. Wie? Wir kauften z.B. 100kg Äpfel. Man kann sich nicht vorstellen, wie ein einziger Apfel ein Strahlen auf ein Kindergesicht zaubern kann. Unfassbar! Außerdem verteilten wir Unmengen Luftballons, Stifte und Zahnbürsten und Sachen, die uns Freunde und Arbeitskollegen (hauptsächlich Spielsachen) mitgegeben haben. Geld gab es für die Kinder nicht. Aber auch an den Straßenständen gekauftes Essen war bei den Kids hoch begehrt. Oft haben wir für uns zB. eine Cola oder Fanta gekauft, dann die Kinderaugen gesehen und schnell wurde dann für jedes Kind ein Getränk gekauft. Und wieder ein bisschen Kinderglück! Das Problem dabei war aber immer, sobald wir etwas verschenkten, kamen so viele Kinder, dass wir nicht in der Lage waren, allen etwas zu geben. Und nur einem Teil etwas schenken und der Rest geht leer aus, das geht ja wohl gar nicht. Also mussten wir strategisch vorgehen. Haben wir aber ziemlich gut hinbekommen. Ach ja, ein Mittel, um den Kindern Freude zu bereiten, war der Kauf von Cricketschlägern und –bällen. Dafür gab es tatsächlich Jubelschreie. Auch T-Shirts waren hochbegehrt, gekauft auf den lokalen Märkten. Kleine Geldspenden erhielten vor allem die offensichtlich Benachteiligten der bangladeschischen Gesellschaft (nicht aber die Bettler, die es zu ihrem Geschäft gemacht hatten – obwohl, manchmal haben wir es nicht übers Herz gebracht und trotzdem gegeben). Aber nicht dass ein falscher Eindruck entsteht, wir reden von Beträgen um die zehn Taka – das sind so ca. 11 Cent!
Einen Tipp habe ich noch: Ich hatte für uns, für den Aufenthalt in Dhaka – jeweils für den Anfang und das Ende unserer Reise – ein sehr gut bewertetes fünf-Sterne-Hotel gebucht. Zwischendurch haben wir in einem Gästezimmer von Holger geschlafen. Das Ergebnis war, dass die letzten Übernachtungen im Hotel gecancelt wurden und wir bei Holger geblieben sind. Die Wohnung ist super gelegen, sehr geschmackvoll eingerichtet, sauber sowieso und Holger ist ein sehr aufmerksamer Gastgeber.
Wir haben eine spannende Zeit gehabt, viele (unglaublich viele) neue Eindrücke gewonnen und haben beschlossen, nächstes Jahr wiederzukommen. Onek Donnobat, lieber Holger, Onek Donnobat liebes LT-Team. Ohne Euch wäre unsere Reise so nicht möglich gewesen!
Du lieber Leser, findest in Kürze auf meiner Facebook-Seite ein Album mit einer Auswahl von unseren Fotos. Wenn Ihr Fragen/Anmerkungen oder ähnliches habt, könnt Ihr mich gerne kontaktieren.
Heike & Frank (im April 2016)